In der Retrospektive wird die zurückliegende Sprint-Phase betrachtet. Es handelt sich dabei nicht um Lessons Learned, sondern um einen zunächst wertfreien Rückblick auf die Ereignisse des Sprints.
Die je nach Sprintlänge ca. zweistündige Sprint Retrospektive findet unmittelbar nach dem Sprint Review statt und schließt den Sprint ab.
Alle Teilnehmer notieren dazu die für sie wichtigen Ereignisse auf Zetteln und ordnen sie dem Zeitstrahl des Sprints zu. Anschließend schreiben die Teilnehmer alle Punkte auf, welche ihnen zu den Fragen „Was war gut?“ (Best practice) bzw. „Was könnte verbessert werden?“ (Verbesserungspotential) einfallen. Jedes Verbesserungspotential wird priorisiert und einem Verantwortungsbereich (Team oder Organisation) zugeordnet. Alle der Organisation zugeordneten Themen werden vom Scrum Master aufgenommen und in das Impediment Liste eingetragen. Alle teambezogenen Punkte werden in das Product Backlog aufgenommen.
Wird für die Retrospektiven und deren Vorbereitung nicht genug Zeit eingeräumt, bleiben die Erkenntnisse und Ergebnisse oberflächlich und die Resultate nach jedem Sprint ähneln sich. Dann läuft man Gefahr, dass die Retrospektiven an Stellenwert verlieren oder ganz gestrichen werden, weil die Ergebnisse der Retrospektiven vorhersehbar sind.
Zielsetzung der Sprint Retrospektive
Die Zielsetzung der Sprint Retrospektive ist die Verbesserung der Zusammenarbeit des Teams und die Anwendung der Prozesse. Im Sinn liegt die Steigerung der Produktivität, Leistungsfähigkeit des Teams und die Softwarequalität.
Grundlage ist hier die Vorstellung, dass auch bei einer guten Zusammenarbeit eines Teams immer Verbesserungpotenzial besteht.
Teilnehmer
An der Sprint Retrospektive nehmen das Team, der Product Owner und der Scrum Master teil. Auch das Beiwohnen von Führungskräften kann sinnvoll sein, um bspw. Hindernisse zu beseitigen. Der Scrum Master bereitet die Retrospektive vor und moderiert sie.
Ablauf de Retrospektive
In der Retrospektive wird kurzzeitig aus dem Projektalltag ausgestiegen und versucht offen und ehrlich über die Zusammenarbeit im Projekt zu reflektieren.
Ein möglicher Ablauf dieser Retrospektive ist hier beschrieben:
- Einführung – eine kurze Einführung hilft sich auf die Retrospektive einzustellen. Fingerzeig und Beschuldigungen für Fehler sind hier fehl am Platz. Es muss über die Sache aber nicht über Personen diskutiert werden
- Daten sammeln – Sammeln positiver und negativer Vorkommnisse und eine Bewertung durch jedes Mitglied
- Erkenntnisse erlangen – die dringlichsten Probleme werden identifiziert und hinterfragt. Erst wenn eine Ursache gefunden wurde kann man mit der Verbesserungsmaßnahme beginnen
- Entscheidung treffen – nach erkennen der Ursachen Maßnahmen festlegen, um das erneute Auftreten des Problems zu vermeiden. Hierbei auf die SMART-Kriterien achten.
- Abschluss – War die Retrospektive hilfreich? Wie können wir sie verbessern? Möchte jemand anders die Retrospektive das nächste mal leiten?
Typische Fehler
- Selbstzerfleischung – persönliche Angriffe vermeiden
- Aussitzen – retrospektiven ohne Verbesserungsvorschläge beenden, führt zu einer Demotivierung für die Sitzung